Nussallergie: Wenn die Nuss lebensbedrohlich wird
Ich erinnere mich noch gut an den Tag im Mai 2013, als mir eine Nuss zum ersten Mal gefährlich wurde.
Natürlich wusste ich von Nussallergien, und dass sie lebensbedrohlich sein können.
Da ich bis anhin aber nicht betroffen war, ass ich haufenweise Nüsse, machte ich mir keine Gedanken. Das änderte sich an besagtem Tag schlagartig.
Ich war mit einer Freundin zum Znacht verabredet, bestellte Pasta mit Walnuss-Pesto. Soweit so gut.
Direkt nach dem Essen gingen wir in eine Bar und bestellten einen Drink mit frischen Erdbeeren drin. Und dort zeigten sich die ersten Symptome:
- Meine Kopfhaut und meine Hände fingen an zu kribbeln, meine Augenlider schwollen an, mein Gesicht wurde rot und fleckig.
- Kurz darauf juckte es am ganzen Körper, es war kaum auszuhalten. Den Drink liess ich stehen und ging auf dem schnellsten Weg nach Hause. Ich wohnte zum Glück in der Nähe.
Nussallergie? Erste Anzeichen - Mir wird Schwarz vor Augen
Zu Hause angekommen nahm ich eine eiskalte Dusche, um den Juckreiz zu lindern. Hat nichts genützt. Mein Herz raste wie wild und dann passierte es – mir wurde schwarz vor Augen. Von einer Sekunde auf die andere sah ich nichts mehr, war aber voll da.
Ich schrie in Richtung Wohnzimmer zu meinem damaligen Freund: «Hilfe, ich seh nichts mehr!» Und er meinte daraufhin nur: «Aber du hast doch die Augen offen!». Er rief sofort im Spital Triemli an und die sagten, wir sollen dringend in die Notaufnahme kommen.
Diagnose: anaphylaktischer Schock Grad 2
Im Notfall angekommen, ging alles sehr schnell. Als ich von dem Walnuss-Pesto und den Erdbeeren erzählte, musste ich nicht mal mehr das Anmeldeformular ausfüllen.
Alle um ich herum waren seltsam nervös. Ärzte wurden geholt, ich bekam dann sofort Antihistamin und Cortison, mein Blutdruck wurde gemessen und irgendwie schauten mich die Leute mit einem besorgten Gesichtsausdruck an. Ich wusste bis dahin noch immer nicht, was genau mit mir los war. Nach einer unruhigen Nacht – gefühlt alle paar Minuten kam jemand und überprüfte meinen Blutdruck – teilte man mir die Diagnose mit: anaphylaktischer Schock.
Ein anaphylaktischer Schock ist die schwerste Form einer allergischen Reaktion und wird in vier Schweregrade eingeteilt.
Ich war auf Stufe zwei. Das bedeutet, mein Immunsystem hat sehr stark auf das Allergen reagiert. In meinem Fall auf die Walnuss, evtl. spielte auch die Erdbeere eine Rolle. Doch nicht nur Lebensmittel können einen lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock auslösen, auch Insektengifte oder Medikamente.
Behandlung von Nussallergien
Noch im Spital sagte man mir, die Behandlung sei schwierig. Eine Nussallergie oder allgemein eine Lebensmittelallergie könne sehr plötzlich auftauchen – ich war damals 33 Jahre alt – und könne genauso schnell wieder verschwinden.
Der beste Schutz sei jedoch, das Allergen zu meiden. Sie gaben mir ein Notfallset mit Cortison- und Antihistamin-Tabletten, die ich bei erneuten Symptomen sofort nehmen soll. Zusätzlich bekam ich einen EpiPen, das ist eine Adrenalinspritze, die ich mir bei einer schweren Reaktion in den Oberschenkel rammen sollte. Gebraucht habe ich sie bisher zum Glück nie.
Das Notfallset kam später noch zwei, dreimal zum Einsatz. Ich habe immer eines dabei, man bekommt es in jeder Apotheke.
Eine Möglichkeit, eine Nussallergie zu lindern, ist Akupunktur. 2014 war ich während drei Monaten alle zwei Wochen in Behandlung. Ob es wirklich geholfen hat, ist schwer zu sagen, um dies herauszufinden, müsste ich Walnüsse essen. Mache ich aber nicht, noch immer sitzt der Schock zu tief.
Augen auf beim Einkauf
Früher gehörte die Bündner Nusstorte zu meinen Lieblingsdesserts, das ist endgültig vorbei. Ich studiere beim Einkaufen akribisch die Zutatenliste, vor allem bei Süssigkeiten und Backwaren. Anfangs staunte ich nicht schlecht, wo es überall Nüsse drin hat. Vor allem Haselnüsse und Pistazien sind weit verbreitet, auf die bin ich auch allergisch, wie ich später erfahren habe. Auch der Restaurantbesuch ist nicht mehr so unbeschwert wie früher, und Freunde und Familie muss ich immer wieder an meine Nussallergie erinnern.
Nuss ist nicht gleich Nuss
Eine Zeit lang mied ich alle Nüsse. Zu gross war die Angst vor einer erneuten heftigen Reaktion. Ich setzte mich intensiv mit Nussallergien auseinander, hab viel darüber gelesen und mich dann und wann wieder an eine Nuss gewagt.
Erdnüsse, die bei anderen Betroffenen sehr starke Reaktionen auslösen können, vertrage ich gut, Mandeln ebenso. Und auch auf Spuren von Nüssen bin ich nicht allergisch. Eine Nussallergie zeigt sich aber bei jedem Menschen anders.
Was tun bei Nussallergie?
Das Gefährliche an einer Lebensmittelallergie ist ja, dass man meist nicht weiss, ob man betroffen ist. Und verständlicherweise hat man nicht einfach so mal ein Notfallmedikament dabei. Ich empfehle es jedoch allen, denn man weiss wirklich nie, es kann jederzeit jeden treffen.
Wichtig: Bei Symptomen so schnell wie möglich den Notarzt rufen oder direkt in die Notaufnahme gehen. Minuten können Leben retten.
>> Mehr Informationen zum Thema findest du auf der Seite von aha! Allergiezentrum Schweiz
Danke für Ihren Artikel, ich fühle mich mit meinen Problemen nicht alleine gelassen. Ich habe aus dem heiterem Himmel eine Erdnussallergie entwickelt und muss jetzt auf meine Gewohnheiten aufpassen. Der Tipp mit einigen Notfallsets ist echt gut - ich hatte bisher nur einen zu Hause. Ich werde mich bestimmt weiterhin beim behandeln lassen.