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Skitouren-Tipps von der Expertin

Wer sicher eine Skitour geniessen möchte, muss einige Regeln einhalten. Wir haben eine Touren-Expertin und die BFU nach Skitouren-Tipps befragt.

Die Stille, die langsamen Bewegungen, das Geräusch der Felle unter den Tourenski, die unberührte, verschneite Landschaft – auf Skitour zu gehen fasziniert viele, die sich gerne draussen bewegen.

 

Wenn du dieses Erlebnis sicher geniessen möchtest, musst du einige Regeln beachten, bevor du losziehst. Wir haben die Bergführerin Käthi Flühmann nach Skitouren-Tipps gefragt. Wie ist man möglichst sicher unterwegs, worauf sollten Einsteigerinnen und Einsteiger achten und was sie selber am meisten an Skitouren mag.

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Faszination Skitour

Träumst du davon, frühmorgens durch eine verschneite Landschaft zu ziehen, nichts zu hören ausser die Stille und ein paar Vögel? Auf eine Skitour zu gehen wird immer beliebter als Hobby. Seit der Corona-Pandemie hat der Trend sogar zugenommen. Doch viele Berggängerinnen und Berggänger gehen oft zu leichtsinnig und zu wenig vorbereitet auf eine Skitour. Dabei ist die Planung ein entscheidender Faktor. Das betont auch Käthi Flühmann, die zweite Schweizerin, die das Bergführer-Diplom erhalten halt, mehrfach in unserem Interview.

 

Geführte Skitouren für Einsteiger

Skitouren sind komplex und erfordern ein breites Wissen und langjährige Erfahrung: Zum Beispiel muss die Skitour laufend den aktuellen Wetter-, Schnee- und Lawinenverhältnissen angepasst, die Sicherheitsausrüstung (Lawinenverschütteten-Suchgerät (LVS), Schaufel, Sonde) beherrscht und das Gelände richtig «gelesen» werden.

 

Für Einsteigerinnen und Einsteiger geht deshalb nichts über eine erste Tour mit einem professionellen Anbieter. Geführte Skitouren in Gruppen sind somit der perfekte Einstieg in diese faszinierende, gesunde und abwechslungsreiche Sportart, bei der Sicherheit immer höchste Priorität haben muss. Kein Gipfelerlebnis ist es wert, sich selbst oder andere in Gefahr zu bringen.

 

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Interview zum Thema Skitour

Mit Käthi Flühmann, Bergführerin und Mitinhaberin von hasliguides.ch

Wie und wann hast du mit Skitouren begonnen?

Ich war in der Jugendorganisation des SAC, habe aber relativ spät mit Skifahren begonnen. Skitouren habe ich aber sehr schnell für mich entdeckt. Es hat mir so richtig den «Ärmel inegno». So habe ich immer öfter die Tourenski angeschnallt und bin mit Freundinnen und Freunden auf Skitour gegangen. Das war Anfang der 80er-Jahre, ich war also um die 20 Jahre alt.

Du bist die zweite Frau in der Schweiz, die das Bergführer-Diplom erhalten hat. Wie hast du diese Zeit erlebt?

1986, also mit 21 Jahren, nahm ich am Aspirantenkurs für Bergführerinnen und Bergführer teil. Im Kanton Bern war ich tatsächlich die erste Frau, die diese Ausbildung absolvierte. Beim Eintritt in den Aspirantenkurs – es sassen rund 70 Teilnehmende im Saal – erzählte der Technische Leiter aus Grindelwald, dass eine Frau im Kurs sei. Er sagte: «Wir schenken ihr nichts, aber tragt Sorge zu ihr.» So war es. Ich fühlte mich immer gleichberechtigt und wurde gleichbehandelt – ich war einfach eine Aspirantin. Unter den Bergführern haben wir immer gut zusammengearbeitet, und das tun wir auch heute noch.

Auch fast 40 Jahre später gibt es in der Schweiz kaum Bergführerinnen. 2021 gab es etwa 1550 Bergführer in der Schweiz, davon 42 Frauen. Das sind nur knapp 3 Prozent. Warum ist das so?

Als ich angefangen habe, lag der Frauenanteil noch im Promillebereich. Wohl auch, weil damals gesetzlich vorgeschrieben war, dass man für die Ausbildung militärtauglich sein musste. Diese Einschränkung wurde erst 1984 aufgehoben. Auch danach stiessen Frauen nur vereinzelt dazu. Man darf auch nicht vergessen, dass die Ansprüche an eine Bergführerin oder einen Bergführer sehr hoch sind. Nicht nur körperlich, sondern auch mental. Man trägt enorm viel Verantwortung, muss ständig entscheiden. Nicht allen liegt das. Man muss es richtig wollen. Ein wenig reicht nicht, man muss schon «ein bisschen angefressen» sein. Seit meinem Bergführerdiplom habe ich ausschliesslich als Bergführer gearbeitet und davon gelebt. Es war die beste Entscheidung meines Lebens.

Was hast du für Tipps, um eine Skitour einzigartig zu machen?

Für mich sind Skitouren beinahe meditativ. Du startest in einer langsamen Bewegung, ziehst deine Spur oder gehst in einer Spur. Meistens ist es bis auf ein paar zwitschernde Vögel absolut still. Diese Stille ist mir ganz wichtig. Du kannst für dich sein und durch die Landschaft ziehen. Ich liebe es auch vorweg zu spuren. Es ist total faszinierend, die Spur im Gelände von oben zu betrachten. Ausserdem mag ich das Gipfelerlebnis.

Ist Skitourengehen gesund?

Ganz sicher. Das Gehen mit den Tourenski ist eine sehr sanfte Sportart, sie ist gelenkschonend und es gibt keine Schläge. Auch das Alter ist nicht entscheidend, denn ältere Menschen können ebenfalls sehr gut auf eine Skitour gehen, wenn sie möchten.

Kann man sich auf Skitouren verletzen?

Es gibt immer mehr Skitourengängerinnen und -gänger, das birgt auch Gefahren. Ich versuche deshalb meinen Gästen ruhige, wenig besuchte Gebiete anzubieten. Ich kann mich ziemlich lange damit beschäftigen, eine Skitour auszudenken, die diese Kriterien erfüllt. Die Verletzungsgefahr ist eher gering. Je nach Verhältnissen rate ich meinen Gästen verhalten zu fahren, damit sie zum Beispiel Steinen ausweichen können.

Skitouren boomen also?

Der Trend hat schon vor Corona zugenommen. Aber seit der Pandemie ist es noch extremer. Es hat einfach überall mehr Leute. Viele denken sich, wow, das ist toll, da kann man einfach so gehen. Sie folgen einfach einer Spur, ohne zu wissen, wo diese hinführt. Uns sind auch schon Tourengänger nachgelaufen, und als sie uns eingeholt hatten, fragten sie, wo man denn hier hinkomme.

Sind Skitourengänger schlecht vorbereitet oder gar leichtsinnig unterwegs?

Ja, das kommt leider vor. Oft werden die Gefahren total unterschätzt. Dazu eine kleine Anekdote: Ich war auf der Tierberglihütte und half meinem Sohn, der die Hütte, zusammen mit seiner Familie, führt. Zwei Tourenskifahrer riefen in der Hütte an, um zu melden, dass sie erst um 18 Uhr statt um 16 Uhr kommen würden. Ich sagte ihnen, dass sie sofort umdrehen sollen, weil das Wetter schlecht war, es viel zu viel Schnee hatte und sich die Lawinensituation verschärft hatte. Ich schlug ihnen vor, ins Hotel Steingletscher zu gehen und am nächsten Tag, bei schönem Wetter, zur Hütte aufzusteigen. Sie wollten es sich überlegen. Schliesslich haben sie meinen Rat befolgt und sind abgestiegen.

Eine sorgfältige Skitourenplanung ist also zwingend?

Unbedingt. Die Tourenplanung inklusive eines guten Zeitplans ist ganz wichtig! Viele verlassen sich aufs Lawinenbulletin. Aber in den Bergen geht es manchmal sehr schnell. Ein Wärmeeinbruch, aufkommender Föhn oder plötzlicher Nebel – die Situation kann sich rasant ändern und die Lawinensituation von «mässig» auf «erheblich plus» ändern. Wenn man keine Erfahrung hat, kann das fatale Folgen haben. Auf Skitouren muss man sich immer wieder einer neuen Situation anpassen.

Gibt es Grundregeln für die Tourenplanung?

Die Tageszeit ist enorm wichtig, das wird heute oft vernachlässigt. Und die Zeitplanung ist entscheidend: Wann will ich wieder abfahren oder in der Hütte ankommen?

 

Wenn es warm wird, kann kann sich die Situation innerhalb einer Stunde sehr verändern und es kann enorm gefährlich werden. Dazu kommen Faktoren wie Wetterbericht, Schneemenge, Neigung, Wind, Exposition – das alles muss man bei der Planung berücksichtigen.

 

Aufmerksamkeit ist auch auf der Tour entscheidend:

  • Kann ich weitergehen wie geplant?
  • Ist der Schnee noch gut?
  • Gehen irgendwo Lawinen runter?
  • Wie ist das Gelände?

 

Das unterschätzen viele Leute.

Wie kommt es, dass so viele so locker damit umgehen?

Es gibt viele Websites wie gipfelbuch.ch oder skitourenguru.ch, auf denen Nutzerinnen und Nutzer ihre Skitouren beschreiben. Doch diese Berichte sind subjektiv, da die Wahrnehmung individuell ist. Man sollte mit diesen Einträgen vorsichtig sein, da man nie sicher weiss, wer sie verfasst hat. Es ist gefährlich anzunehmen, dass man die gleiche Tour unter den gleichen Bedingungen wiederholen kann. Das Wetter und andere Faktoren können sich ändern. Obwohl GPS und Handyortung hilfreich sind, sollte man nicht blind der blauen Spur auf dem Display folgen – in den Bergen ist situative Aufmerksamkeit entscheidend.

Hast du Skitouren-Tipps für Anfängerinnen und Anfänger, um eine sichere Skitour zu erleben?

Anfängerinnen und Anfänger sollten unbedingt eine geführte Skitour buchen. Dort gibt es Bergführerinnen und Bergführer mit der nötigen Erfahrung, die während der Tour die Lage immer wieder neu beurteilen können. Fehlt dieses Wissen, kann ich nur empfehlen, betreut in einer Gruppe zu gehen. Es gibt zahlreiche wertvolle Anbieter und Kurse. Das heisst aber nicht, dass man nach einer Woche Kurs alleine auf Skitouren gehen kann, dazu sind Skitouren zu komplex und zu vielfältig. Ich bin seit rund 40 Jahren unterwegs und muss mich auch immer wieder neu damit auseinandersetzen. Aber ich kann aus meiner Erfahrung schöpfen. Man muss auf eine Menge Skitouren mitgegangen sein, bevor man alleine geht.

Dein Tipp zur Technik beim Skitourengehen:

Den Aufstieg mit langsamen Bewegungen starten, auf den Ski lange Schritte machen und das Gewicht von einem Bein auf das andere verlagern. Oft verlängere ich den Schritt aus der Hüfte ein wenig, und ich bin ganz locker im Schuh. Das Tempo, mit dem ich starte, möchte ich bis zum Gipfel halten. Oder höchstens schneller werden.

Passende Versicherung für deine Skitouren

 

Auf Skitour hast du die Tourenski zwar meistens bei dir. Trotzdem kann es passieren, dass dir etwas gestohlen wird. Gegen einfache Diebstähle auswärts sicherst du dich am besten mit einer Hausratversicherung ab. Visana bietet dazu die Hausratversicherung an. Sie schützt deine persönlichen, beweglichen Gegenstände, zum Beispiel deine nicht ganz günstige Skitourenausrüstung.

Deine Fitness ist dein Kapital. Wie hältst du dich fit?

Ich esse einfach sehr ausgewogen. Da ich viel in Hotels und Hütten unterwegs bin, esse ich, was auf den Tisch kommt. Ich habe zuhause einen Garten und daher immer frisches Gemüse, Salate und Kartoffeln. Eine gute Fitness fällt mir dank meines Bewegungsdrangs leicht. Skitouren halten mich fit; manchmal jogge ich auch oder gehe aufs Bike. Bewegen tut mir gut.

Was denkst du: In welche Richtung wird sich das Skitourengehen entwickeln?

Die Beliebtheit von Skitouren nimmt derzeit zu. Trotz der nützlichen App Skitourenguru und ähnlicher Hilfsmittel ist es wichtig, die Verantwortung für eine sorgfältige Planung nicht zu vernachlässigen. Eine kontinuierliche Neubewertung und Einschätzung der aktuellen Situation am Berg ist unerlässlich. Skitouren sollten für alle zugänglich sein, jedoch immer unter Beachtung der Sicherheit, idealerweise unter Anleitung eines Profis. Bei Touren mit Gästen schätze ich es sehr, wenn sie strahlend und gesund zurückkehren, da sie die Verantwortung an mich übertragen und einfach nur das Erlebnis geniessen können.

Zur Person

 

Käthi Flühmann ist 1964 in Unterbach bei Meiringen geboren und auf einem Bauernbetrieb aufgewachsen. Sie liebte es, draussen zu sein und wünschte sich nichts mehr, als mit einem Beruf Geld zu verdienen, der ihr richtig Freude macht. Als erste Frau in der Deutschschweiz erhielt sie 1988 das Bergführer-Patent. Käthi Flühmann ist zusammen mit Jan Wiegenbröker Mitinhaberin der Hasliguides und führt regelmässig Touren durch. Auf hasliguides.ch ist das Programm aufgeschaltet. Ausserdem kann man Käthi Flühmann und Jan Wiegenbröker als Bergführer:in buchen und in der Privatgruppe nicht nur die Natur, sondern auch ihre Leidenschaft für die Berge hautnah erleben.

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Skitouren-Tipps von der Expertin

Möchtest du auch auf Skitour? Beachte diese Tipps von Bergführerin Käthi Flühmann:

 

Vor der Tour:

 

  • Suche gezielt nach geführten Touren für Einsteigerinnen und Einsteiger, es gibt zahlreiche Anbieter
  • Lerne den Umgang mit dem Notfallset: LVS-Gerät (Lawinen-Verschütteten-Suchgerät), Sonde, Schaufel
  • Skitourenski müssen gut präpariert sein
  • Lerne die Grundlagen der Lawinenkunde
  • Unternimm nur Skitouren mit tiefem Lawinenrisiko
  • Eine sorgfältige Tourenplanung ist das A und O
  • Schätz deine Ausdauer und dein Können realistisch ein
  • Informier dich über die aktuellen Verhältnisse und das Wetter, z. B. bei MeteoSchweiz (https://www.meteoschweiz.admin.ch/#tab=forecast-map)
  • Präg dir die Nummer der Rega ein: 1414

 

Während der Tour:

 

  • Halt dich an die Anweisungen der Skitourenleiterin oder des Skitourenleiters
  • Denk daran: Nach dem Aufstieg brauchst du noch Kraft für die Abfahrt
  • Start langsam und in einem regelmässigen Tempo
  • Geniess den Moment, die Stille und die Natur

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Skitouren-Tipps von der BFU

Verantwortungsvolles Verhalten hat höchste Priorität für alle, die ihre Skitour sicher geniessen möchten. Dabei geht es nicht nur um die eigene Sicherheit oder die Sicherheit der Skitourengruppe, sondern auch um Aussenstehende, wie andere Skitourengängerinnen und -gänger oder die Rettungsdienste wie die Rega. Im Falle eines Absturzes, einer Lawinenauslösung oder einer Verschüttung müssen Rettungskräfte mobilisiert werden. Dabei werden auch andere in Gefahr gebracht.

Skitouren sind anspruchsvoll

Skitouren sind vielseitig und komplex. Schliess dich deshalb einer Gruppe an. Zahlreiche Anbieter (z. B. Schweizer Alpen-Club SAC, Bergsteiger- oder Schneesportschulen oder Angebote von Bergführern) führen Einsteigertouren durch und nehmen dich mit viel Erfahrung auf eine professionell geführte Skitour mit.

 

Für eine Skitour benötigst du folgende Kenntnisse:

 

  • Tourenplanung
  • Orientierung im Gelände
  • Technik für den Aufstieg
  • Umgang mit dem Material und deinen Tourenski
  • Abfahrt bei manchmal schwierigen Verhältnissen (Tiefschneefahren)
  • Lawinenkunde und das Verhalten in der winterlichen Natur
  • Verhalten bei einem Unfall

 

Gut zu wissen:

Wenn du auf einer geführten Skitour bist, kannst du die Tourenplanung, das «Lesen» des Geländes oder die Einschätzung der Lawinengefahr der Bergführerinoder dem Bergführer überlassen.

 

Was du selbst mitbringen musst, ist eine gute Grundkondition. Denk daran: Mit dem Aufstieg ist es nicht getan. Und als Anfängerin oder Anfänger brauchst du für die ungewohnten Bewegungen auf den Ski vielleicht mehr Kraft. Ausserdem trägst du im Rucksack zusätzlich das Gewicht des LVS-Geräts, der Schaufel und der Sonde mit.

 

Wenn du auf dem Gipfel bist, hast du dir die Abfahrt mehr als verdient. Aber vergiss nicht, dass Tiefschneefahren Kraft und Können voraussetzt – teil dir die Reserven also gut ein und verausgab dich nicht schon beim Hochlaufen.

Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) hat auf ihrer Website einen Ratgeber zum Thema Skitouren erstellt.

Nützliche Links zum Thema Skitouren und Lawinen

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