Den offiziellen Brief, den du als 18-jähriger Schweizer erhältst, ist nicht etwa eine verspätete Einladung für die Hogwarts-Schule für Zauberei. Statt in smaragdgrüner Tinte und geschwungener Schrift steht darin schwarz auf weiss: Marschbefehl! Das hat nichts Magisches an sich.
In nüchternem Befehlston wirst du für die Rekrutenschule aufgeboten. Für dich als junger AdA (Angehöriger der Armee) kommt nun eine grosse Veränderung auf dich zu.
Ob du dich auf die Rekrutenschule freust oder nicht: Es hängt vor allem von dir ab, wie du die obligatorischen 18 Wochen beim Militär nutzt und wie gut du dich vorher darauf vorbereitest.
Gut vorbereitet startest du besser
Noch bleiben dir ein paar Wochen Zeit, um dich auf die RS vorzubereiten. Überleg dir, was du vor dem Einrücken noch alles erledigen willst und führe eine To-do-Liste. Diese Punkte dürfen nicht fehlen:
Schmerzhafte Blasen an den Füssen sind auf den langen Märschen dein schlimmster Feind. Darum solltest du die Schuhe unbedingt einlaufen. Gut zu wissen: Ein dünner Nylonstrumpf unter den Socken verringert die Reibung und damit die Blasenbildung. Und wenn es doch einmal passiert, helfen spezielle Blasenpflaster aus der Apotheke.
Egal, welche Funktion du ausübst, dein Körper wird in der RS gefordert. Um nicht gleich bei der ersten Anstrengung zu kapitulieren, solltest du dich sportlich vorbereiten. Die offizielle App der Armee hilft dir beim Training: Sport-App
Notier dir, was du beim Einrücken mitnehmen willst, denn auf der offiziellen Packliste fehlen wichtige Dinge – wie Mehrfachstecker, gute Socken, Blasenpflaster, Taschenlampe, Snacks, Spielkarten, Lesestoff und Sonnencreme.
Kameradschaft ist keine Illusion
Auch wenn du unauffällig bleibst: Verhalte dich immer fair gegenüber deinen Kameraden. Wenn du aus der RS etwas fürs Leben mitnehmen kannst, dann sind es Freundschaften, die du dort knüpfst. Es ist gut möglich, dass dein zukünftiger Trauzeuge, Geschäftspartner oder der Götti deines Kindes neben dir durch den Dreck robbt. Überhaupt bietet dir die RS die Chance, ohne Vorurteile unterschiedlichsten Menschen nahezukommen, denn im Tenue grün sind zunächst einmal alle gleich – Zürcher und Genfer, Büetzer und Studis. Und auch der tägliche Drill schweisst zusammen: So lernst du deine Kameraden auf eine Art und Weise kennen, wie es sonst nirgendwo möglich wäre.
Beschäftigt vergeht die Zeit schneller
Die ersten paar Wochen der RS sind die härtesten. In dieser Zeit kommt kaum Langeweile auf, weil du ständig herumgescheucht wirst. Doch das bleibt nicht immer so. Bald schon wirst du stundenlang herumsitzen und auf den nächsten Befehl warten. Mach dir aus der langen, eine schöne Zeit: Hab immer ein Buch griffbereit und lade deine Lieblingsserien aufs Handy. Oder werde dafür bekannt, derjenige mit den Spielkarten zu sein und bei jeder Gelegenheit eine Jass-Runde zu starten.
Magenknurren vermeiden
Die Sache mit dem Essen ist im Militär so eine Sache. Von feinen Hörnli mit Gehacktem bis zum Pilzrisotto, der stark an ein Betongemisch erinnert: Mal schmeckt es besser, mal weniger – mal wirst du satt, mal bleibst du hungrig. Spätestens, wenn du das Cordon Bleu wegen eines sinnlosen Befehls verpasst, lernst du die praktische Schönheit eines Fresspäcklis schätzen. Nutz die Eichhörnchen-Taktik und legen dir einen Essensvorrat an. Mit ein wenig Überzeugungsarbeit bringst du deine Freundin, Eltern oder Kollegen dazu, dir regelmässig ein Fresspäckli zu schicken.
Wie du im Militär versichert bist
Wenn dein Militärdienst mindestens 60 Tage dauert, wird deine Krankenkasse für diese Zeit sistiert und du zahlst keine Grundversicherungsprämie. Dafür musst du deiner Krankenkasse nur eine Kopie vom Marschbefehl einsenden. Natürlich bist du trotzdem gegen Krankheit und Unfall versichert, und zwar über die Militärversicherung. Diese deckt auch die An- und Abreise, Wochenenden und Urlaube ab. Sollte etwas passieren, musst du nicht einmal einen Selbstbehalt oder die Franchise bezahlen.