zurück zur Übersicht

Unterwegs auf Mission «Ertrinken verhindern»

Sommerzeit ist Badezeit. Am, im und auf dem Wasser lauern jedoch Gefahren. Durchschnittlich sterben in der Schweiz jedes Jahr rund 45 Menschen durch Ertrinken. Die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) setzt sich seit 90 Jahren dafür ein, dass diese Zahl sinkt – oder zumindest konstant bleibt.

Es ist wieder so weit: Steigende Wassertemperaturen und Sonnenschein locken Jung und Alt in die Schweizer Badis, an Seen und Flüsse. Und da unsere Sommer als Folge des Klimawandels immer länger und wärmer ausfallen, verbringen auch immer mehr Menschen mehr Zeit am, im oder auf dem Wasser. Die Wahrscheinlichkeit steigt automatisch, dass es zu Unfällen mit tödlichem Ausgang kommt. «Das Wetter hat einen massgeblichen Einfluss auf das Ertrinkungsunfallgeschehen», bestätigt Reto Abächerli, Geschäftsführer der SLRG.

Prävention und Rettung

«Ertrinken verhindern» ist die Mission, die sich die 1933 aus privater Initiative gegründete SLRG auf die Fahne geschrieben hat. Schweizweit engagieren sich rund 25000 Freiwillige in 124 Sektionen für die nationale Dachorganisation mit Sitz in Sursee. Dabei stehen zwei Ansätze im Fokus: Prävention und Rettung. Zu den wichtigsten Pfeilern in der Prävention («dass es gar nicht zu einem Unfall kommt») gehören die Ausbildung von Lehrpersonen, damit sie den Schwimm- und Wassersicherheitsunterricht in den Schulen kompetent vermitteln können, sowie die Baderegelkampagne mit nützlichen Hinweisen für den sicheren Aufenthalt am, im und auf dem Wasser. Bei der Rettung («damit Unfälle keinen tödlichen Ausgang nehmen») liegt der Fokus auf der Aus- und Weiterbildung von Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmern, die teilweise direkt via Notrufzentrale (Telefon 144) für die Primärrettung aufgeboten werden.

Unfallzahlen unter Druck

«Mit 0,5 bis 0,6 Todesfällen durch Ertrinken auf 100000 Einwohner steht die Schweiz im internationalen Vergleich sehr gut da», sagt Reto Abächerli. Einen Schlüssel für diesen Erfolg ortet der SLRG-Geschäftsführer in der guten Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren (SLRG, Beratungsstelle für Unfallverhütung, Schulen). Allerdings gebe es diverse Faktoren, die die Unfallkennzahlen hierzulande unter Druck brächten: wärmere und längere Sommer, immer mehr und neue boomende Freizeitaktivitäten wie Stand-up-Paddling sowie der steigende Anteil an Personen mit einem kulturellen Hintergrund, bei denen die Schwimmkompetenz nicht oder nur ungenügend vorhanden ist. Reto Abächerli erklärt: «Vor diesem Hintergrund werten wir es als sehr positiv, wenn wir die Zahl tödlicher Ertrinkungsunfälle in Zukunft zumindest konstant halten können.»

Freiwilligenarbeit als Basis

Eine Stärke der SLRG liegt in ihrer dezentralen Organisation mit flachen Hierarchien. Die 124 Sektionen und die rund 25000 ehrenamtlich tätigen Mitglieder agieren mit einem hohen Grad an Autonomie, jede Sektion hat ihr eigenes Portfolio an Aktivitäten. Die Sektionen sind in sechs Regionen zusammengeschlossen, die nebst anderem für die Aus- und Weiterbildung der Kader zuständig sind. Die Regionen sind mit je einer Person im Zentralvorstand der SLRG vertreten, der die strategische Ausrichtung der Organisation vorgibt. Um die operative Umsetzung kümmert sich die Geschäftsstelle mit ihren 18 Mitarbeitenden. «Wir sind dafür verantwortlich, dass es in der SLRG geschmeidig läuft», sagt Reto Abächerli.

Sich auf Augenhöhe begegnen

Wie alle ähnlich organisierten Verbände steht Abächerli mit seinem Team vor der Hausforderung, erfolgreich eine Brücke zwischen den Freiwilligen an der Basis und den Professionellen auf der Geschäftsstelle zu schlagen. Dies sei eine der zentralen Aufgaben, damit eine Organisation wie die SLRG erfolgreich sein könne, meint der Geschäftsführer. «Wir erreichen das, indem wir uns stets auf Augenhöhe begegnen. Es ist nicht unser Verständnis, dass wir von Sursee aus den Sektionen sagen, was sie zu tun haben. Wir sind da, um sie bei ihrer Arbeit zu unterstützen und gute Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sie vor Ort die richtigen Entscheide treffen. Die Sektionen kennen die lokalen Begebenheiten am besten und wissen, was sie benötigen», so Abächerli. «Wenn wir Freiwillige motivieren und gewinnen wollen, müssen wir ihnen den nötigen Gestaltungsfreiraum lassen.» In einem Verband wie der SLRG sei dies ein Prozess, der nie fertig, aber etwas vom Wichtigsten sei.

Verfügbare Mittel optimal einsetzen

Selbstredend gehört die Sicherung der Finanzierung der Verbandstätigkeit zu den zentralen Herausforderungen der SLRG. Als nicht subventionierte Organisation versuche man konsequent, das Optimum aus den zur Verfügung stehenden Mitteln herauszuholen. Mit dem modular aufgebauten Aus- und Weiterbildungssystem, das im Franchisemodell auch von anderen Institutionen angeboten werden kann, generiere die SLRG einen Gewinn. Diesen setze sie für die Umsetzung ihrer Aktivitäten im Bereich Prävention ein. Wirtschaftspartnerschaften wie jene mit Visana ermöglichten zudem die Durchführung weiterer Projekte. So unterstützte Visana in den letzten Jahren die Verteilung der neu gestalteten Baderegeltafeln sowie die Präventionskampagne «Save your Friends» (saveyourfriends.ch).

Schwimmen können reicht nicht

Welche Wirkung solche Projekte entfalten, ist oft sehr schwer zu eruieren. Für den SLRG-Geschäftsführer ist jedoch klar, welche Massnahme die Sicherheit an, im und auf dem Wasser am meisten fördern würde: «Aus unserer Sicht müsste der Schwimm- und Wassersicherheitsunterricht wirklich flächendeckend und konsequent in den Schulen umgesetzt werden. Und zwar nicht nur im Bassin, sondern auch im offenen Gewässer. 90 Prozent der Todesfälle ereignen sich im See oder im Fluss. Der Unterricht ist zwar in den Lehrplan 21 integriert, er wird jedoch sehr unterschiedlich umgesetzt. Dabei ist der Schwimm- und Wassersicherheitsunterricht der grosse Hebel in der Prävention. Er ist der langfristige Schutzfaktor. Schwimmen können allein reicht aber nicht, man muss auch die Gefahren des Wassers kennen.»

Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG)

 

Die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) wurde 1933 gegründet. Durch Präventionsarbeit und Ausbildung von Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmern verfolgt sie das Ziel, die Anzahl der Wasser- und Ertrinkungsunfälle in der Schweiz zu reduzieren. Der SLRG gehören rund 25000 Mitglieder an, verteilt auf 124 Sektionen in allen Landesteilen. Seit 1982 ist die SLRG Mitglied des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK), zudem gehört sie der International Life Saving Federation (ILS) an. Auf der Geschäftsstelle in Sursee sind 18 Mitarbeitende beschäftigt. www.slrg.ch

Spenden einfach gemacht

Die SLRG erhält keine öffentlichen Subventionen. Sie finanziert sich aus eigenen Dienstleistungen wie Aus- und Weiterbildungskursen oder Wasserwachen an Anlässen, projektbezogenen Partnerschaften mit Firmen und Institutionen sowie zu einem erheblichen Teil aus Spenden und Gönnerbeiträgen. Unterstützen kann man die SLRG mit einer Spende auf das Konto CH28 0900 0000 8000 4390 5 oder online auf slrg.ch. Die SLRG ist Zewo-zertifiziert.

Kontakt