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Vortritt für das Leben

Im Kanton Zürich und in angrenzenden Gebieten rettet die «Stiftung TierRettungsDienst – Leben hat Vortritt» verletzte, entlaufene und ausgesetzte Tiere. Sie betreibt einen 24-Stunden-Rettungsdienst und ein eigenes Tierheim. Rund 71000 Einsätze für Tiere in Not hat die unabhängige Organisation seit ihrer Gründung bereits geleistet.

Wen benachrichtigen Sie, wenn Sie am Strassenrand einen verletzten Igel oder auf der Autobahnraststätte einen verlassenen Hund finden? Die Polizei, die Feuerwehr oder einen Tierarzt? Nicht in jedem Kanton lässt sich diese Frage so einfach wie im Kanton Zürich beantworten. Dort kümmert sich seit bald drei Jahrzehnten eine behördenunabhängige Organisation um die Tierrettung – rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr

Ein Verein wächst zum KMU

Bereits 1993 als Verein von engagierten Tierschützerinnen und Tierschützern entstanden, kümmert sich seit 2006 die Stiftung «TierRettungsDienst – Leben hat Vortritt» um verletzte und ausgesetzte Tiere. «Der Tierrettungsdienst, das Tierheim Pfötli sowie Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit sind unsere drei Kerntätigkeiten», erklärt Geschäftsführer Markus Anderegg. Mit über 40 Mitarbeitenden und rund 250 freiwilligen Helferinnen und Helfern ist die Stiftung mit Sitz in Winkel, nah beim Flughafen Zürich Kloten, mit den Jahren zu einer professionellen Non-Profit-Organisation angewachsen.

 

Das Herzstück der gemeinnützigen Organisation ist die Notfallzentrale. Rund um die Uhr koordiniert sie die Tierrettung und schickt einen Rettungsfahrer oder eine Rettungsfahrerin los. Im Jahr 2020 war dies 4746 Mal der Fall, also durchschnittlich 13 Einsätze täglich. Die Einsatzleitung nimmt die Triage vor: Verletzte Heim- und Wildtiere kommen zum Tierarzt oder ins Tierspital, während ausgesetzte, entlaufene und geschwächte Tiere im eigenen Tierheim Pfötli einen Platz finden. Wildtiere wiederum werden so rasch als möglich in spezialisierte Tierauffangstationen gebracht.

Vom Meerschweinchen bis zum Krokodil

Die Wildtiere (Wildvögel, Jungenten, Igel usw.) führen denn auch die Rangliste der geretteten Tiere an, gefolgt von den Katzen, den Hunden, den Vögeln und den Kleintieren (Kaninchen, Meerschweinchen usw.). Daneben gibt es wohl kaum eine Tierart, mit welcher der Tierrettungsdienst noch nicht Bekanntschaft gemacht hätte. «Einmal ging es um einen jungen Kaiman, eine Krokodilart», erzählt Markus Anderegg. «Eine Person rief uns nachts an und fragte, ob sie das kleine Krokodil, das sie eingefangen habe, bei uns vorbeibringen könne. Die Tierpflegerin, die Nachtpikett leistete, dachte zuerst, dass es sich sicher um eine kleine Echse handle. Aber nein, es war tatsächlich ein Kaiman, der ausgebüxt war oder ausgesetzt worden war. Der Halter konnte später eruiert werden, und es stellte sich heraus, dass er keine Wildtierhaltebewilligung besass.»

 

Fehlende Tierkenntnisse sind ein Grund, warum Tiere ausgesetzt werden. «Oft wird unterschätzt, wie viel Aufwand die Anschaffung eines Tieres mit sich bringt», sagt Markus Anderegg. Auch die Kosten (Tierarzt, Impfungen, Futter) werde unterschätzt, manchmal ist es auch schlicht die Überforderung. «Vielfach finden wir die effektiven Gründe gar nie heraus, weil die Besitzer trotz Anzeige nicht eruiert werden können», so der Geschäftsführer. «Was uns darum ganz wichtig ist, und das sagen wir auch immer: Habt den Mut, und gebt das Tier bei uns ab. Hauptsache, das Tier wird nicht ausgesetzt, sondern in gute Obhut gegeben, damit wir uns darum kümmern können.»

Treue Spender – auch in Krisenzeiten

Der Zürcher Tierrettungsdienst leistet Pionierarbeit in der Schweiz. «Momentan gibt es nichts Vergleichbares in anderen Kantonen», sagt Markus Anderegg. Es gebe zwar einzelne Personen oder kleine Vereine. «Aber in unserer Grössenordnung sind wir einzigartig in der Schweiz.» Seine Vision ist, eine gesamtschweizerische Tierrettung auf die Beine zu stellen, so lautet das ambitionierte Fernziel. Aber zuerst will der Geschäftsführer mit seiner Organisation überregional weiter wachsen, damit noch mehr Tiere gerettet werden können. Wachstum ist allerdings eine grosse Herausforderung – die dazu benötigten finanziellen Mittel zu beschaffen, ist alles andere als einfach.

 

Die Stiftung hat weder eine Leistungsvereinbarung mit dem Kanton, noch erhält sie Subventionen. Stattdessen finanziert sie sich fast ausschliesslich über Spenden von Privaten und Unternehmen. «Wir fangen eigentlich jedes Jahr wieder bei null an. Zum Glück verfügen wir über einen Stamm an Gönnern, die uns regelmässig unterstützen», sagt Anderegg. So sei es in den letzten Jahren erfolgreich gelungen, das Tagesgeschäft zu finanzieren. Daran habe auch Corona nichts geändert, was keineswegs selbstverständlich sei, sagt er. «Die Spender blieben uns treu, so dass die Tierrettung sowie die fachgerechte Betreuung der bis zu 250 Tiere im Heim jederzeit gewährleistet war.»

Gestärkt aus der Coronakrise

Als grösste Herausforderung sieht der Geschäftsführer den laufenden Veränderungsprozess von der kleinen Pionierinstitution hin zur Organisation in der Grösse eines KMU, in der die Professionalisierung in allen Bereichen eine grosse Rolle spielt. «Gerade bei der Digitalisierung hat die Coronakrise den Veränderungsprozess erheblich beschleunigt», konstatiert Anderegg. Quasi über Nacht musste sichergestellt werden, dass seine Mitarbeitenden von zuhause aus arbeiten konnten. «Corona hat uns auch gezeigt, dass wir selbst für Krisenzeiten gut aufgestellt sind und sowohl den Betrieb als auch die Rettung jederzeit aufrechterhalten können.»

 

Als Team sei man während der Pandemie weiter zusammengerückt, sagt die Kommunikationsverantwortliche Nina Taddei. «Bei uns steht das Tierwohl stets im Zentrum. Wir arbeiten hier, weil wir wollen, dass es den Tieren gut geht. Diesen Idealismus spürt man überall. Er verbindet uns, man hilft sich wie selbstverständlich gegenseitig über alle Abteilungen hinweg. Diesen speziellen Zusammenhalt hat Corona noch verstärkt.»

«Stiftung TierRettungsDienst – Leben hat Vortritt»

 

1993 gründete eine Gruppe Tierschützerinnen und Tierschützer den Verein «TierRettungsDienst – Leben hat Vortritt». 1998 konnten sie ein Bauernhaus im zürcherischen Winkel zum Tierheim Pfötli umbauen. 2006 wurde der Verein in eine gemeinnützige Stiftung umgewandelt. Sie bezweckt die Rettung, Haltung und Vermittlung verletzter und halterloser Tiere – 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Sie beschäftigt 44 Mitarbeitende (rund 38 Vollzeitstellen), zudem leisten rund 250 Freiwillige Einsätze. www.tierrettungsdienst.ch

Spenden einfach gemacht

Die Stiftung erhält keine öffentlichen Mittel und ist als gemeinnützige Organisation steuerbefreit. Sie finanziert sich zu 95 Prozent aus Spenden von Privaten, Firmen und Förderstiftungen (projektbezogen) und zu 5 Prozent aus eigenen Dienstleistungen. Unterstützen kann man die Stiftung beispielsweise mit einer Spende auf das PC-Konto 80-310078-8 oder per SMS an die Nummer 488 mit dem Text «Tierrettung» und dem Spendenbetrag.

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